Ein sicherer Ort zum Lernen?
Triggerwarnung: Nachfolgender Beitrag thematisiert sexualisierte Übergriffe und sexualisierte Gewalt. Die Uni Leipzig meldet vier Fälle sexualisierter Belästigung in den Bibliotheken.
Viele Studierende konnten aufatmen, als zu Beginn des Wintersemesters endlich wieder ein Bibliotheksbesuch ohne im Voraus vereinbarten Termin möglich war. Umso unerfreulicher sind die jüngsten Vorfälle, von denen die Universitätsbibliothek berichtete. In den letzten beiden Monaten kam es in der Bibliotheca Albertina sowie der Campus-Bibliothek zu insgesamt vier Fällen sexualisierter Übergriffe. Der Täter entblößte sich jeweils zunächst und masturbierte schließlich vor Nutzer*innen der Bibliotheken, wie die Universitätsbibliothek (UBL) vor einigen Tagen bekannt gab. Genaueres sowie der aktuelle Ermittlungsstand durch die Polizei sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt.
Die Universitätsbibliothek ruft Zeug*innen oder weitere Opfer dazu auf, Details zum Tathergang zur Anzeige zu bringen oder der UBL selbst zu melden. Des Weiteren wird dazu angehalten, direkt das Personal oder andere Nutzer*innen in Kenntnis zu setzen, wenn es künftig zu derartigen Vorfällen kommen sollte. Da sexualisierte Gewalt in vielen Fällen erhebliche Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Opfer haben kann, verweist Caroline Bergter, die Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Universitätsbibliothek, auch auf die psychosoziale Beratung des Studentenwerks und ähnliche Institutionen. Außerdem seien die Mitarbeitenden und das Wachpersonal sensibilisiert und zu mehr Rundgängen angehalten worden.
Zwischen Juni 2018 und Mai des Folgejahres gaben in einer Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes ungefähr dreizehn Prozent der in Deutschland lebenden Frauen an, in ihrem beruflichen Umfeld sexuelle Belästigung erfahren zu haben. Für Studierende stellen die Bibliotheken oft wichtige Arbeitsorte dar. Umso wichtiger sei es, wie eine Referentin für Gleichstellung und Lebensweisenpolitik des StudentInnenrats (Stura) mitteilte, die Bibliotheken als sichere Orte der Lehre und Wissenschaft zu bewahren. Um ein Bewusstsein für die Vorfälle in der Universität zu schaffen, stehen die UBL und der Stura weiterhin in engem Austausch. Das Ziel, vor allem der studentischen Vertretung, ist es hierbei vorwiegend präventiv einen Beitrag in Form von Aufklärungskampagnen zu leisten. Ein weiterer wichtiger Schritt sei es außerdem eine separate Meldestelle an der Uni für sexualisierte Übergriffe einzurichten, was auch die Aufklärung der Taten erleichtern könnte. Dies stelle bisher aber erstmal eine Idee dar.
Die Leitung der Universitätsbibliothek macht mit Plakaten vor den Bibliotheken und einem Post auf Social Media auf die Ereignisse aufmerksam und erhofft sich so weiteren Vorfällen dieser Art vorzubeugen. Hier wird jeweils auf die Mitarbeiter*innen als erste Anlaufstelle verwiesen. So können etwa künftige Opfer schneller reagieren, indem sie wissen was zu tun ist und im besten Fall den ersten Schock schneller überwinden. Außerdem wurde darauf hingewiesen, dass gegenüber Täter*innen ein Hausverbot ausgesprochen würde, sofern sie natürlich ausfindig gemacht werden können. Darüber hinaus ist die UBL sehr bemüht die Vorfälle weiterhin möglichst publik zu machen und ruft auch Studierende zum Teilen zum Beispiel über Social Media auf.
Das Bewusstsein für ähnliche Delikte solle aber auch über die Aktualität der Vorfälle hinaus erhalten bleiben, wie Bergter im Gespräch betonte. Dies kann in Form von Workshops oder Seminaren erfolgen. Ein konkreter Plan ist bisher allerdings noch nicht ausgearbeitet. Um künftig sexualisierten Übergriffen vorzubeugen, damit der gesamte Campus, im besten Fall, ein sicherer Ort der Lehre und des Lernens bleiben kann, wäre es sehr wünschenswert, wenn die Ideen zur Prävention künftig umgesetzt würden.
Foto: Lena Würstlein
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