Ping-Pong
Kolumnist Franz hat ein Näschen für aufkommende Trends. Diesmal ist er dem Tischtennis auf der Spur.
Jeder Leipziger Park, der etwas auf sich hält, nennt mindestens eine der beliebten Platten sein Eigen. Nichtsdestotrotz brauchen wir an einem Samstagnachmittag im vergangenen Monat drei Parks, bis wir auf einem Spielplatz endlich eine freie Tischtennisplatte finden. Unsere Schläger, welche gleichermaßen von absoluten Nerds und Noobs Kellen genannt werden, sind kaum benutzt. Aber nicht, weil ich faul bin, sondern sie neu sind.
Wir spielen doppelt. Mehr Bälle als ich treffe, gehen mir daneben. Da hilft alles nichts. Nur vielleicht ein bisschen, dass es ja um den Spaß gehe und dass wir zu meinem Vorteil nicht zählen. Außerdem: Der Wind weht ordentlich, wer kann da schon treffen? Und eigentlich ist das Tischtennis auch Vehikel des Gesprächs. Alles halb so ernst.
Ein junger Mann kommt dazu und fragt, ob er zuschauen darf. Das wird ihm positiv beschieden. Ich frage zurück, ob er mitspielen will. Er meint: „No, thank you. Only watching.“ Meinetwegen, denke ich mir und ärgere mich, dass mein Spiel durch die zuschauende Instanz nicht besser wird. Nach zehn Minuten deklariere ich: „I need a break.“ Ob er nicht für mich übernehmen möchte. Er möchte. Jetzt bietet sich die Gelegenheit mit ihm ins Gespräch zu kommen. Er meint, man nenne ihn seit seiner Ankunft in der Ukraine vor vier Jahren Titus und er hätte bis vor kurzem in Kyjiw studiert.
Obwohl er für sich behauptete, nicht gut „ping-pong“ spielen zu können, trifft er um Welten öfter als ich. Ich schiebe es darauf, dass er die Sportart immerhin als Unterrichtsfach während seiner Schulzeit in China hatte. Während ich also am Reck verreckte und beim Zweifelderball grün und blau geworfen wurde, lernte er was Nützliches. Denke ich mir, als ich wieder eingewechselt werde und gegen ihn fast keinen Ball halten kann.
Mit der Absicht, mich zu verbessern, will ich von nun an bei jedem Spaziergang die Kellen im Rucksack mitnehmen. Aber einem Schaf gleich, bleib ich beim Wollen. Bei Solospaziergängen brächte ich den Schläger doch eh nicht zum Einsatz. Hätte ich mal den gleichen Mut wie Titus, einfach fremde Leute an der Platte anzusprechen! Ein Glück für den Trend, dass viele Menschen da anders eingestellt scheinen. So ergibt sich ein Bild immer voller Tischtennisplatten in Leipzig.
Foto: Karl Nebel
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