Schmetterlinge überall
In unserer Juniausgabe berichtet Redakteurin Annika Franz aus dem Botanischen Garten und erklärt, warum Insektenzählen dein neues Hobby werden sollte.
„Wenn die Schmetterlinge nicht mehr da wären, würden uns 80 Prozent von unserem Obst und Gemüse fehlen“, erklärt Anna Bochmann, Mitarbeiterin des BUND-Projekts „VielFalterGarten“. Der Name ist hierbei Programm. Es geht darum, Schmetterlinge in der Stadt Leipzig zu schützen. Dafür haben sich der BUND Leipzig, das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung und das Amt für Stadtgrün und Gewässer der Stadt Leipzig zusammengetan. Mit Hilfe einer Förderung des Bundesamts für Naturschutz sollen die Gärten, Balkons und Parks der Stadt Leipzig schmetterlingsgerechter gestaltet sowie Bürger*innen dazu motiviert werden, Schmetterlinge zu beobachten und zu zählen. So viele sind es nämlich nicht mehr.
Mittlerweile sei die Anzahl der Vielfüßler um 70 Prozent gesunken, so Bochmann. Durch monokulturelle Landwirtschaft im Umland der großen Städte haben die Flatterer keine Anlaufstelle mehr, um Nektar zu finden. So werden immer weniger neue Pflanzen befruchtet und der natürliche Lauf des Ökosystems wird ernsthaft gestört.
Doch wie sieht es in den Städten aus? Laut Bochmann werden sie mittlerweile von den zuständigen Vereinen und Forschungszentren als Orte mit viel Potenzial angesehen, da die Biostruktur um einiges diverser gestaltet werden kann. Aus diesem Grund wurde am 22. Mai, dem Tag der Artenvielfalt, eine Jungpflanzenausgabe im Botanischen Garten Leipzig veranstaltet. Neben den kleinen Töpfchen mit grünen Blättern steht Bochmann. Während im Hintergrund ein Mann einer großen Schüssel aus Metall, Handpan genannt, entspannende Klänge entlockt, schlendern Menschen durch das mittlerweile bunt und vielfältig blühende Paradies des Botanischen Gartens.
Bochmann erklärt: „Wir haben mittlerweile eine App für Android. Dort kann ein Garten oder ein Balkon eingetragen werden, oder aber auch ein bestimmter Ort in der Stadt. Dort sollen die mittlerweile um die 250 registrierten Nutzer*innen sich 15 Minuten hinsetzen und Schmetterlinge beobachten und diese im Idealfall zählen.“ Das erleichtet es dem BUND und den Forschungszentren, einen Überblick über die Arten und ihre Anzahl zu bekommen. Ihr Profitipp: Wenn ein Schmetterling vorbeikommt, wieder verschwindet und dann nochmal auftaucht, nicht nochmal zählen, oft sind das dann Doppelzählungen, denn meist war es im Endeffekt dasselbe Exemplar. In der App gibt es eine Karte, wo eingesehen werden kann, an welchen Orten schon gezählt wird und was es für verschiedene Arten gibt.
Zusätzlich dazu veranstalten die Personen vom Projekt VielFalterGarten auch Workshops, mit denen sie Menschen in Kleingartenvereinen über das Thema aufklären und Tipps für naturnahes Gärtnern geben. Das Interesse wächst, die Teilnehmer*innen vernetzen sich laut Bochmann sogar in Telegramgruppen und besprechen, was sie in ihrem Garten angepflanzt haben.
An dem BUND-Stand, an dem Anna Bochmann die Leute bei der Jungpflanzenausgabe berät, gibt es eine große Auswahl. Unter anderem zum Beispiel eine Scabiose, eine regionale Pflanze, die Schmetterlinge und andere Insekten dazu animiert, den Garten öfter zu besuchen. Die Pflänzchen gehen weg wie warme Semmeln. Wer nach dem Input noch Hunger hat, kann sich mit Kräutern und veganen Aufstrichen eine bunte Schnitte designen. Und sich die App direkt downloaden.
Es braucht nämlich noch mehr Leute, die auf den Brachen Leipzigs wie dem Jahrtausendfeld oder hinter dem Bayerischen Bahnhof zählen, so Bochmann. Mit den Daten kann dann Schritt für Schritt dafür gesorgt werden, dass sich Schmetterlinge und andere Insekten in Leipzig wieder heimisch fühlen. Dann kommt vielleicht auch der Schillerfalter wieder zurück. Der war nämlich in Leipzig laut Bochmann schon verloren geglaubt, bis auf eine Sichtung dieses Jahr im Abtnaundorfer Park. Das soll jedoch nicht der einzige Ort bleiben, sondern alle Parks der Stadt. Also ran ans Smartphone und fleißig zählen.
Fotos: Janes Behr, Annika Franz
Hochschuljournalismus wie dieser ist teuer. Dementsprechend schwierig ist es, eine unabhängige, ehrenamtlich betriebene Zeitung am Leben zu halten. Wir brauchen also eure Unterstützung: Schon für den Preis eines veganen Gerichts in der Mensa könnt ihr unabhängigen, jungen Journalismus für Studierende, Hochschulangehörige und alle anderen Leipziger*innen auf Steady unterstützen. Wir freuen uns über jeden Euro, der dazu beiträgt, luhze erscheinen zu lassen.