Ein harter Winter?
Das Abschalten von Beleuchtungen und Einstellen niedrigerer Raumtemperaturen sollen die Stadt Leipzig durch die sogenannte Energiekrise führen.
In aller Munde ist momentan die Energiekrise – übrigens mal wieder ein schönes Beispiel für Framing. Framing ist einer Form der Perspektivierung und Bewertung einer Situation, insbesondere in der Berichterstattung, schon im Vorfeld. Komplexe Themen werden dadurch auf wenige Aspekte reduziert und verlieren an ihrer Vielschichtigkeit. Bekanntes Beispiel ist die „Flüchtlingskrise“. Gas und Öl müssen im Winter eingespart werden. Die Stadt Leipzig hat hierfür einen Maßnahmenplan erstellt, der konkreteres regelt. Das Ziel sei es, 15 Prozent weniger zu verbrauchen, erklärte Oberbürgermeister Burkhard Jung schon im Juli dieses Jahres. Der Plan solle vierstufig die Wärmeversorgung wichtiger kommunaler Einrichtungen aufrechterhalten. Dazu zählen Schulen, Kindergärten, Sportbäder und andere Eigenbetriebe.
Momentan befinden wir uns ins Energieeinsparstufe B. Die besagt beispielsweise, dass in Schulen und Kindergärten die Raumtemperatur in Unterrichts- und Aufenthaltsräumen maximal auf 21 Grad Celsius geheizt werden darf. Zudem schaltete die Stadt bereits im Juli Baumbestrahlungen sowie insgesamt andere 238 Beleuchtungen in der Stadt Leipzig ab. Dazu zählen zum Beispiel Beleuchtungen an den Höfen am Brühl, der Oper und dem Uni-Hochhaus. Dadurch würden rund 175.000 Watt pro Stunde eingespart. Genaue Angaben zu Einsparungen gegenüber den Vorjahren könnten wegen Ungewissheiten der Beleuchtungszeiten nicht gemacht werden. Die Stadt teilte uns mit, dass sie stetig nach weiteren Einsparmöglichkeiten suche. Insbesondere sollen die Öffnungszeiten der Ämter verringert und daneben die Arbeit möglichst ins Homeoffice verlegt werden.
Besonders brisant ist der Betrieb der Sportbäder. Die Heizung des Wassers verbraucht viel Strom, trotzdem sei eine Absenkung der Wassertemperatur unter 26 Grad Celsius nicht möglich, sagt die Stadt Leipzig. Der Schwimmunterricht für Kinder könne sonst nicht fortgeführt werden. Auch deswegen soll eine Schließung möglichst verhindert werden. Wenn erneut ein Jahr an Schwimmunterricht ausfalle, lerne ein weiterer Jahrgang das lebensrettende Schwimmen nicht und die Defizite der Pandemiejahre könnten auch nicht nachgeholt werden, erklärt die Stadt. Falls jedoch Stufe C der Energieeinsparung beschlossen werden muss, müssten auch die vier Schwimmhallen Grünauer Welle, Südost, Nordost und Süd geschlossen werden, da diese mit Erdgas beheizt werden. In diesem Fall könne der Schwimmbetrieb in Grundschulen nicht mehr gewährleistet werden.
Inwiefern sich Preise für Verbraucher*innen erhöhen werden, sei noch nicht absehbar, berichtet Frank Viereckl, Leiter der Konzernkommunikation der Leipziger Gruppe. Aufgrund der Inflation sei trotz Förderung des Bundes jedoch mit Preissteigerungen bei den Leipziger Stadtwerken zu rechnen. Für den ÖPNV hänge vieles von einer Umsetzung einer Nachfolge des Neun-Euro-Tickets ab, so Viereckl.
Auch ob die Leistungen der Leipziger Verkehrsbetrieben vollem Umfang aufrechterhalten werden können, hänge von der Förderung des Bundes ab. Wenn diese „überhaupt und rechtzeitig bei den Leipziger Verkehrsbetrieben ankommen“, könne sie wohl gewährleistet werden.
Die Stadt wolle zudem Bürger*innen zu Sparmaßnahmen aufrufen und bilden. Zu konkreten Maßnahmen gibt sie jedoch keine Auskunft. Lediglich auf das Stoßlüften weist sie in der Pressemitteilung erneut hin.
Foto: Leo Stein
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