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  • Laut werden gegen die Krise

    Am 18. Januar 2023 fand die Vollversammlung der Kampagne „Genug ist Genug!“ statt. Studierende und Beschäftigte fordern Maßnahmen gegen die soziale Schieflage.

    Den ganzen Tag in der Bib verbringen, um Heizkosten zu sparen, danach zum Duschen an die Sportfakultät. Was wie ein lustig gemeinter Spartipp aus dem Publikum klingt, zeigt, dass es für viele Studierende völlig normal ist, unter der Armutsgrenze zu leben. Kein Wunder, denn diese lag 2021 für alleinlebende Menschen immerhin bei knapp 1250 Euro pro Monat. Seitdem hat sich die Lage nicht verbessert, kurzum: Die Armutsquote unter Studierenden in Deutschland ist auf einem Rekordhoch. 

    Als Reaktion auf die extremen Preissteigerungen und die wachsende Armut gründeten Ines Schwerdtner, Lukas Scholle und Jean-Philippe Kindler im September letzten Jahres die Kampagne „Genug ist Genug!“. Um diese, mitsamt ihren Forderungen vorzustellen, fand am Mittwoch, den 18. Januar eine Vollversammlung im Audimax der Uni Leipzig statt. 

    Mittlerweile in über 40 deutschen Städten vertreten, setzt sich „Genug ist Genug!“ für Studierende und Angestellte ein, die die aktuelle Krise am meisten zu spüren kriegen. „Wir müssen jetzt diejenigen sprechen lassen, die am wenigsten eine Stimme haben“, so Schwerdtner, die der Versammlung per Videocall zugeschaltet war. „Denn die Fakten liegen auf dem Tisch: Wir leben in einer Krise, die bestimmt nicht die letzte sein wird. Um die immer größer werdende Schere zwischen arm und reich aufzuhalten, wird ein großer Machthebel benötigt“, betont Schwerdtner, „Gemeinsamer Aktivismus ist gefragt und Streiks brauchen dringend Unterstützung. Studierende haben jetzt die Chance, sich auch im eigenen Interesse zu engagieren“.  

    Ein großer Teil der zweistündigen Veranstaltung wurde mehreren Redebeiträgen gewidmet. Studierende und Vertreter*innen des Student*innenRats der Uni Leipzig (Stura) machten auf die prekären Bedingungen aufmerksam, die für viele ihresgleichen Alltag sind. „In einer Zeit, in der selbst viele Eltern am Limit leben, hilft mir eine Heizkostenpauschale von 200 Euro auch nicht weiter. Falls mich diese Summe eines Tages erreichen sollte, kann ich damit nicht einmal meine nächste Nachzahlung begleichen“, führt Adina, Studierende der Politikwissenschaft, in ihrem Beitrag aus. Thema der Reden ist auch, dass im Grunde genug Geld vorhanden sei, dieses aber an falscher Stelle ausgegeben werde. Wenn der Bund 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr locker machen könne und Aktionär*innen auch 2022 Rekordgewinne einfahren, während ein großer Teil der Student*innen von Monat zu Monat leben muss, dann brauche es schnell ein deutliches Signal an die Politik. 

    Nach der Diskussion wurde über zusätzliche Forderungen abgestimmt.

    Doch Studierende sind nicht die einzigen, die unter den aktuellen Bedingungen leiden. Auch vielen studentischen Beschäftigten und Angestellten im öffentlichen Dienst macht die aktuelle Krise zu schaffen. Vertreter*innen von Tv-Stud, einer Tarifinitiative studentischer Beschäftigter, und eine Betriebsgruppe der Leipziger Verkehrsbetriebe (Lvb) machten auf der Vollversammlung auf krankmachende Arbeitsbedingungen aufmerksam. Diese seien durch die viel zu niedrigen Löhne unmöglich zu rechtfertigen. Einige Tarifverhandlungen laufen bereits, deshalb rufen die Redner*innen zur zahlreichen Unterstützung der künftigen Streiks auf. „Wir möchten, dass die Öffentlichkeit hinter unseren Forderungen steht und ihre Wut in die richtige Richtung lenkt“, so die Betriebsgruppe. 

    Alle Beteiligten sind sich einig: Betroffene müssen jetzt gemeinsam aktiv werden, damit die Uni Leipzig, sowie die Landes- und Bundesregierung endlich handeln. „Genug ist Genug!“ fordert das Ende der Prekarisierung von Studierenden. Dazu soll die Finanzierung der Hochschulen und Studierendenwerken so gesichert werden, dass Kosten für studentisches Wohnen und Mensen, sowie Semesterbeiträge nicht weiter in die Höhe schießen. Darüber hinaus verlangt die Studierendenschaft eine Ausweitung des Bafög. Jenes soll auf das steuerliche Existenzminimum angehoben und vom Einkommen der Eltern abgekoppelt werden. Um weitere Sparmaßnahmen auf Kosten des eigenen Personals zu vermeiden, soll sich die Leitung der Uni Leipzig außerdem hinter die Forderungen des Tarifvertrags von Tv-Stud stellen. 

    Eva Inés Obergfell, Rektorin der Uni Leipzig sichert Studierenden Unterstützung zu: „Gerade sie zu entlasten ist nicht zuletzt im Sinne der Chancengerechtigkeit geboten.“ Ebenso der sächsische Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow: „Wir werden unsere Studierenden nicht im Regen stehen lassen“, betont Gemkow bei einem Treffen mit der Konferenz Sächsischer Studierendenschaften am Tag nach der Versammlung. 

     

    Fotos: privat

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