Der alljährliche Winterblues
Wenig Sonne und kurze Tage. Im Winter geht es vielen Menschen ähnlich – sie wollen den Sommer zurück. Kolumnistin Naomi teilt ihre Gedanken mit euch.
Es ist mal wieder so weit, er hat auch mich eingeholt. Eigentlich habe ich gedacht, dass ich in diesem Jahr von ihm verschont bleibe – ratet mal, bin ich nicht. Prüfungen, schlechtes Wetter, wenig Freizeit, gerade ist alles irgendwie nervig.
Es ist kalt, nass und windig. Ist Weihnachten vorbei, bleibt meiner Meinung nach vom Winter nicht mehr viel Schönes übrig. Klingt vielleicht etwas pessimistisch, aber ich bin nun mal ein Sommerkind. Was hat der Winter schon zu bieten? Im Sommer ist einfach alles besser.
Früher habe ich den Winter geliebt. Ich habe im Januar Geburtstag und Rodeln und Schlittschuhfahren waren für mich als Kind das Beste auf der Welt. Was ist nur daraus geworden. Irgendwie hat der Winter für mich im Erwachsenenalter seinen Zauber verloren. Jetzt ist es nur noch sich rausquälen, nicht wissen, wo man sich mit Freunden treffen soll, weil die kleine Studentenwohnung meist zu klein ist und unternehmen kann man auch nicht viel. Sogar Weihnachten ist irgendwie stressig geworden und Schnee gibt es meistens auch nicht mehr.
Ich bin im Oktober frisch nach Leipzig gezogen, aber trotz neuem Studiengang und neuen Menschen laugt mich der Sonnenentzug langsam trotzdem aus. Ich gehe im Dunkeln zur Uni und komme im Dunkeln nach Hause. Und wieder versuche ich diese Jahreszeit zu überstehen, das Positive zu sehen, gute Laune zu haben doch jetzt, Ende Januar, fällt es mir langsam schwer. Und dabei ist der Winter noch lang.
Irgendwie traurig, den ganzen Winter fiebere ich nur auf den Sommer hin und genieße selten das Hier und Jetzt. Meinen Freunden geht es ähnlich. Ich vermisse die Wärme, die Sonnenuntergänge, den Badesee, die Festivals. Doch das alles kommt wieder. Ich versuche immer dem Winter doch noch etwas abzugewinnen. Es ist ja auch irgendwie gemütlich. Mit einer Tasse Tee auf dem Sofa, einem schönen Film. Doch mich so ganz darauf einzulassen, schaffe ich nie.
Viel im Bett liegen und wenig Licht – das führt bei mir zum Overthinken. Was ich im Sommer leicht vergesse, holt mich im Winter oft wieder ein. Zukunftsängste, Klimawandel, Krieg. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum der Winter mir meine Kraft raubt, zu viel nachdenken zu wenig erleben. Und jedes Jahr aufs Neue stelle ich mir immer wieder die Frage – wann kommt der Sommer endlich wieder?
Bild: Naomi Stieglmaier, erstellt mit DALL-E
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