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    Der Earth Overshoot Day veranschaulicht, an welchem Tag die Ressourcen eines Jahres für ein Land oder die Erde verbraucht sind. Dieser Tag rückt jedes Jahr näher an den Jahresanfang.

    Jedes Jahr aufs Neue rückt ein Tag weiter nach vorne, der uns zeigt, dass wir alle über unsere Verhältnisse leben: der Earth Overshoot Day. Dieses Jahr fällt dieser Tag für Deutschland auf den 4. Mai. Somit sind an diesem Tag schon alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht, die nach den planetaren Grenzen für ein Jahr zur Verfügung stehen. Der globale Earth Overshoot Day ist am 27. Juli 2023. Ein Vergleich: Im Jahr 1971 war unser Planet erst am 25. Dezember ausgebeutet. 

    Berechnet wird der Earth Overshoot Day vom Global Footprint Network und basiert auf dem durchschnittlichen individuellen Fußabdruck der einzelnen Personen eines Landes. Hannes Feilhauer vom Remote Sensing Center for Earth Research erklärt: „Zwei Zahlen werden in ein Verhältnis gesetzt. Auf der einen Seite der jährliche Verbrauch an natürlichen Ressourcen, auf der anderen Seite die Ressourcen, die die Ökosysteme im Lauf des Jahres neu erzeugen oder regenerieren können.“ Dabei soll hier das abstrakte Problem veranschaulicht werden, dass wir mehr Ressourcen verbrauchen, als unser Ökosystem zur Verfügung stellen kann. Somit braucht Deutschland in etwa drei Erden, um seinen Bedarf an Ressourcen zu decken. 

    Trauriger Spitzenreiter auf der Liste ist Katar mit dem 10. Februar, dicht gefolgt von Luxemburg am 14. Februar. Katar bräuchte beinahe neun Erden, um seinen Ressourcenhunger zu stillen. Jedoch gibt es auch Länder, die den Earth Overshoot Day nie erreichen. 51 von 189 Ländern wie Afghanistan, die Philippinen oder Sri Lanka schaffen es, in ihren planetaren Grenzen zu bleiben. Auffällig dabei ist, dass diese Länder ausschließlich im Globalen Süden liegen. Somit lässt sich eine Ungerechtigkeit zwischen Nord und Süd erkennen. Feilhauer erklärt über das Ungleichgewicht: „Wirklich harte Aussagen lassen sich anhand des Earth Overshoot Days nicht treffen, da neben dem Ressourcenverbrauch viele andere Faktoren eingehen.“ 

    Methoden, um gegen den Earth Overshoot Day zu arbeiten, sind bekannt. Weniger Fleischkonsum, nicht jeden Monat neue Klamotten im Internet zu bestellen oder auf Urlaub mit Flugreise zu verzichten, hilft enorm, innerhalb unserer planetaren Grenzen zu bleiben. Konsum ist hierbei das Hauptproblem. Auf diesen wollen viele nicht verzichten und bleiben lieber in ihrer Komfortzone, während auf andere gezeigt wird. „Da unser vorherrschendes Wirtschaftssystem stark vereinfacht darauf aufbaut, dass Ressourcenverschwendung als eine gute Sache angesehen wird, müssen wir unsere bisherige (westliche) Denkweise tiefgreifend überarbeiten, um wirklich etwas zu erreichen“, appelliert Feilhauer.

    Dass die Menschheit außerhalb ihrer planetaren Grenzen lebt und den Planeten ausbeutet, ist den meisten sicherlich bewusst. Wie dramatisch die Situation aber wirklich ist, veranschaulicht der Earth Overshoot Day. Der Traum von der Besiedlung vom Mars ist noch in weiter Ferne, wenn er jemals wahr wird. Mal eben auf einen Planeten außerhalb unseres Sonnensystems zu wechseln, scheint eher Science-Fiction. Wir sollten dringend überdenken, wie wir mit unserer Heimat umgehen, bevor wir unsere Lebensgrundlage zerstören und die zukünftiger Generationen. Dabei ist es wichtig, Druck auf Wirtschaft und Regierung auszuüben. Ein Individuum kann natürlich sein Verhalten anpassen und verbessern, für die großen Veränderungen braucht es jedoch Unternehmen und gesetzliche Maßnahmen. Wer es wissen will, kann seinen persönlichen Fußabdruck unter footprintcalculator.org selbst berechnen.  

     

    Foto: Global Footprint Network

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