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  • Müllverbrauch auf Festivals geringer als im Alltag?!

    Festival und Nachhaltigkeit – passt das zusammen? luhze-Autorin Antonia Bischoff hat sich auf dem diesjährigen Highfield im „Grüner Wohnen“-Camping umgeschaut.

    Bereits einige Wochen vor Beginn des Highfield-Festivals waren die Tickets für das sogenannte „Grüner Wohnen-Campen“ restlos ausverkauft. Die Festivalpässe hatten den gleichen Preis wie die mit Zugang zum regulären Camping, den man bis zum Schluss erwerben konnte. Ist die Umweltgesinnung der Festivalbesucher*innen tatsächlich hoch und ausschlaggebend für einen Festivalbesuch oder hat dies andere Gründe? Bereits seit 2013 etabliert der Festivalveranstalter FKP Scorpio auf seinen Festivals, darunter auch auf dem Highfield, das „Grün rockt!“-Konzept, mit dem versucht wird, ein Festival möglichst ressourcenschonend und umweltfreundlich aufzuziehen. „Unserem Team war es wichtig, unsere größten Events so nachhaltig wie möglich aufzustellen. Seitdem arbeiten wir von Jahr zu Jahr an Verbesserungen“, sagt Jonas Rohde, der Kommunikationsleiter der FKP Scorpio Konzertagentur. Auf der Internetseite des Highfields wird der Campingbereich „Grüner Wohnen“ mit den Versprechen „Ruhe“, „Rücksicht“ und „Kein Müll“ angepriesen. Tatsächlich fällt mir ein Unterschied beim Schlendern über die verschiedenen Campingbereiche auf: Während ich die Wege im „Grüner Wohnen“ ablaufe, sehe ich kaum Müll. Alle paar Meter tauchen kleine Müllstationen auf und mehrfach am Tag fahren kleine Mülltransporter den Platz ab, leeren die Müllstationen und sammeln direkt volle Müllsäcke in den Camps ein. Bei 35 Grad und der brennenden Sonne ganz schön sinnvoll, denke ich mir und schlendere weiter. Auf meinem Weg treffe ich auch Mitarbeitende in leuchtenden Westen, die akribisch Müll, falls doch mal welcher rumliegt, mit Zangen aufsammeln. Im regulären Campingbereich fällt sofort auf, wie viel lauter es hier ist. Die meisten Musikboxen sind auf volle Lautstärke gedreht. Ich frage jemanden, der mir über den Weg läuft, warum er sich für diesen Campingbereich entschieden hat und kriege ein knappes „ist halt mehr los“ zur Antwort. Das beschreibt es eigentlich ganz gut. Man sieht viel Alkohol fließen und Leute ausgelassen zu Ballermann-Musik Bierpong oder Flunkyball spielen. Bei dem Anblick einiger Camps kann man sich nur ausmalen, wie der Platz wohl nach der Abreise aussehen wird. Bilder von zurückgelassenen Zelten und Müllbergen auf Festivals sind leider noch immer Realität.  

    Müllabfuhr Helfer:innen

    Für jeden Müll zu haben.

    Doch ein Umdenken habe stattgefunden, berichtet Jonas Rohde. Immer mehr Gäste würden Nachhaltigkeit aktiv einfordern. Auf die Frage, warum er sich für das „Grüner Wohnen“-Camping entschieden hat, antwortet Daniel: „Weil es sauberer und ruhiger ist.“ Auch Tabea findet es nachts ruhiger und erzählt, dass sie sich hier weniger Gedanken mache, dass etwas aus ihrem Camp geklaut werde. Auch die mobilen Toiletten werden als sauberer und respektvoller genutzt wahrgenommen. In einem Dixiklo habe jemand versucht, sein Erbrochenes aufzuwischen und sei nicht einfach gegangen, berichtet eine andere Person. Die Versprechen von Ruhe, Rücksicht und keinem Müll scheinen sich also wirklich auf dem Campingplatz wahrnehmen zu lassen. Auch Jonas Rohde sagt, dass dies durch „die Selbstverpflichtung unserer Gäste und die Kontrolle durch den Ordnungsdienst“ gewährleistet werde. Auf die Frage, ob es öfter zu Verstößen käme und ob Campende bereits des „Grüner Wohnen“-Platzes verwiesen worden seien, heißt es: „Unsere Gäste verpflichten sich freiwillig zur Einhaltung von Sauberkeit und Ruhe, weil es in ihrem eigenen Anliegen ist. Dementsprechend müssen wir nicht hart durchgreifen, sondern kommen in Einzelfällen immer mit Gesprächen weiter.“

    In einer Pressemitteilung vom 22. Februar dieses Jahres veröffentlichte der Festivalveranstalter FKP Scorpio das Müllaufkommen seiner Festivals: Vergangenes Jahr betrug die Menge an Müll pro Kopf pro Tag 1,02 Kilogramm. Nach den aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes lag der tägliche Haushaltsabfall im Jahr 2021 je Einwohner bei 1,3 Kilogramm, damit also über dem Müllaufkommen des Highfield-Festivals. FKP Scorpio sieht diesen Erfolg im effizienten System der Müllvermeidung und -entsorgung, das stetig verbessert werde. Es gebe ein Abfallkonzept, eine Trenn-Infrastruktur sowie eine eigene Müllabfuhr. All dies habe ich auf dem Highfield auch gesehen. Auf großen Plakaten wurde für Nachhaltigkeit geworben, die Müllentsorgungsstellen waren auffällig und gut lesbar markiert. Seit diesem Jahr wird mit einem besonderen Konzept, das die Motivation, den Müll richtig zu entsorgen, steigern soll, geworben: Unter dem Titel „Trasholution“ spendet der Veranstalter für jeden abgegebenen Müllsack einen Euro an soziale Projekte in der Region. Laut der Pressemitteilung von FKP Scorpio werde der Spendenstand dabei live getrackt und für alle Festivalbesucher*innen sichtbar gemacht – von dieser Sichtbarmachung habe ich allerdings während der vier Tage nichts mitbekommen. Durch die Trenn-Infrastruktur und professionellen Recyclinganlagen werde zudem versucht, aus dem Festivalabfall Wertstoffe und recyclebare Materialien zu gewinnen und zurück in den Wertstoffkreislauf zu führen. Das Highfield-Festival wirbt dabei auch für das Upcycling-Projekt BagUp des Kooperationspartners In Via Hamburg e.V., bei dem alte Festivalbanner zu hochwertigen und wetterfesten Taschen verarbeitet werden.  

    Abgrenzung; Plakat

    Die Müllabfuhr des Festivals wurde von den Gästen gut angenommen.

    Damit gar nicht erst so große Mengen an Müll anfallen, gibt es auf dem Festival Pfandbecher und kostenlose Trinkwasserstellen, an denen eigene Kanister und Flaschen aufgefüllt werden können. Außerdem wird die Möglichkeit geboten, übrige Lebensmittel über eine Foodsharing-Station zu tauschen oder an die örtliche Tafel abzugeben.  

    Ich hatte den Eindruck, dass die Versprechen im Bereich des „Grüner Wohnens“ wirklich eingehalten wurden. Dennoch bleibt anzumerken, dass sich dieser Campingbereich nahezu direkt neben dem Zugang zum Infield befand und ich von vielen Festivalbesucher*innen als Antwort, warum sie sich fürs „Grüner Wohnen“ entschieden haben, „weil es so nur fünf statt zwanzig Minuten Fußweg zu den Bühnen sind“ bekommen habe. Hinzu kommt das Argument, dass sich Besucher*innen mit dem Festivalbändchen des Grüner Wohnens problemlos auch im regulären Camping aufhalten können, um beispielsweise dortige Camps von Freund*innen zu besuchen. Andersherum ist das nicht möglich, weil das Grüner Wohnen ein Upgrade des Campens sei. 

     

    Fotos: Antonia Bischoff

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