40 Jahre Triathlon in Leipzig
Ende Juli fand der 40. Leipziger Triathlon statt. Die Sportart erfährt zwar einen internationalen Hype, hat sich in Sachsen aber noch nicht von Covid erholt.
Während die Athletin noch mit ihrem Oberkörper im Wasser des Kulkwitzer Sees schwimmt, fängt sie bereits an gen Ufer zu rennen. Sie kommt als Letzte aus dem Wasser. Trotzdem klatschen und jubeln die Zuschauer*innen für sie genauso frenetisch, wie sie es vor wenigen Minuten auch schon für den schnellsten Schwimmer getan haben. Sobald sie trockenen Boden unter ihren Füßen hat, sprintet sie triefend zum sogenannten Wechselgarten. Dort warten Fahrrad, Helm und Wechselkleidung auf sie. Sie rennt mit dem Fahrrad zur Startlinie und setzt dort zur Verfolgung der anderen Athlet*innen an. Hinter ihr liegen 590 Meter im Wasser, vor ihr noch 21 Kilometer auf dem Fahrrad und danach fünf weitere auf ihren Beinen. Aus diesen Distanzen besteht ein „Fitnesstriathlon“, der nur eine Kategorie beim 40. Leipziger Triathlon darstellt, der Ende Juli im und am Ufer des Kulkwitzer Sees stattgefunden hat. Alternativ konnten Athlet*innen auch die olympischen Distanzen absolvieren. Dann schwimmen sie einen Kilometer mehr und radeln und laufen doppelt so weit. Kleine Athlet*innen, geboren zwischen 2008 und 2015, legen abhängig von ihrem Geburtsjahr, zwischen 100 Meter im Wasser, 2,5 Kilometer auf dem Fahrrad und 400 Meter in ihren Laufschuhen und 400 Meter im Wasser, zehn Kilometer auf dem Fahrrad und 2,5 Kilometer in ihren Laufschuhen zurück.
Der Leipziger Triathlonverein feierte dieses Jahr den 40. jährlich stattfindenden Triathlon am Kulkwitzer See mit Rennen, die sich über zwei Tage erstreckt haben, sowie einer Triathlonmesse. Damit handelt es sich laut Bert von Müller vom Sächsischen Triathlon Verband um den am längsten durchgehend stattfindenden jährlichen Triathlon der Welt. Mit rund 1800 Sportler*innen war die Startliste gut gefüllt, was laut von Müller in Sachsen in letzter Zeit eine Ausnahme darstellt. Denn die hiesige Triathlonszene habe sich noch nicht von der Pandemie erholt. Die Teilnehmerzahlen bei den diversen Wettkämpfen im Freistaat seien, so von Müller, massiv zurückgegangen. Schmerzlich sei insbesondere auch, dass die Nachwuchsarbeit während der Pandemie komplett zusammengebrochen sei. Denn das Interesse der Kinder und Jugendlichen, aber gerade auch ihrer Eltern sei mit dem Ende der Restriktionen nur sehr schwach wiedergekehrt.
Das steht in einem merklichen Widerspruch zum internationalen Hype, den Triathlon seit den 1990er-Jahren erfährt. Spätestens seitdem die Sportart 2000 eine olympische Disziplin wurde, sei das Interesse laut von Müller auch in Sachsen stark angestiegen.
Triathlon ambitioniert zu betreiben, heißt viel Freizeit zu investieren. Neben dem Training der drei Teildisziplinen, müsse man auch zwecks Verletzungsprävention an der allgemeinen Athletik und am möglichst zeiteffizienten Wechsel zwischen den Disziplinen arbeiten. Ein Fahrrad einhändig zu schieben und dabei zu sprinten will geübt sein. Zusätzlich zum regulären Training werden diverse Trainingslager über das Jahr verteilt angeboten. Da kommt laut von Müller für durchschnittliche Vereinssportler*innen schnell eine zweistellige Stundenzahl pro Woche zusammen. Außerdem sei der Sport kostspielig. Die Preise für die Fahrräder sind im letzten Jahrzehnt massiv gestiegen. Heute könne man für ein gutes Triathlonrad leicht 5000 Euro oder mehr ausgeben. Das muss man sich erst mal leisten können. Dementsprechend beschreibt von Müller zwei Kategorien der stereotypischen Triathlet*innen. Da seien zum einen die „jungen Wilden“, Anfang zwanzig und sehr sportlich. Häufiger seien aber Triathlet*innen, die in ihrer Lebensmitte angekommen sind: Akademiker*innen, finanziell potent, deren Kinder selbstständiger werden und die in ihrer Freizeit nochmal etwas „erleben“ wollen.
Aber gerade im Amateur*innen-, sowie im Kinder- und Jugendbereich waren auch handelsübliche Straßenräder im Wechselgarten am Kulkwitzer See zu entdecken. Jede*r einzelne Athlet*in, die dort von Disziplin zu Disziplin wechselte, wurde von den Zuschauer*innen mit Anfeuerungsrufen über die Startlinien getragen und mit Applaus hinter der Ziellinie empfangen. Auch von Müller ist mit dem Publikumsauflauf beim 40. Leipziger Triathlon sehr zufrieden und hofft, dass dieser die Sportart in der Stadt wieder sichtbarer gemacht hat.
Fotos: Christof Steidele
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