Wir wollen nicht in einer Diktatur leben
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko ist seit Kriegsbeginn erstmals wieder in Leipzig und sprach am 15. November öffentlich im Stadtrat.
Vitali Klitschko, der Bürgermeister von Leipzigs Partnerstadt Kiew, war im Rahmen der 6. Deutsch-Ukrainischen kommunalen Partnerschaftskonferenz in Leipzig. Es ging um Solidarität, Wiederaufbau und Zukunftsperspektiven, zu denen die 184 verpartnerten deutschen sowie ukrainischen Kommunen maßgeblich beitragen sollen. Im Rahmen seines Aufenthalts hielt Klitschko am 15. November 2023 eine öffentliche Rede im Leipziger Stadtrat, die auch online im Livestream übertragen wurde. Zu Standing Ovations betrat er den vollen Sitzungssaal, auch die Besucherempore war gefüllt. Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung übergab ihm direkt zu Anfang der Sitzung das Wort und dankte ihm, dass er auf eigenen Wunsch persönlich an den Stadtrat sprach. Seit Beginn des Russischen Angriffskrieges war Klitschko nämlich, wenn, lediglich per Video zu Gast im Leipziger Stadtrat. Thema seiner Rede, die er auf Deutsch hielt, war natürlich der Krieg und wie es seiner Stadt und seinem Land ergangen ist.
Der Kiewer Bürgermeister begann damit, Danke zu sagen, an Leipzig aber auch den Rest Deutschlands, für die Unterstützung der Ukraine seit Kriegsbeginn. Ohne die Hilfe wäre man chancenlos in diesem Krieg gewesen. Danke sagte Klitschko noch häufig während seiner Redezeit, und generell zeigte er sich durchaus emotional in seinen Worten. Er teilte einprägsame Erlebnisse vom Beginn des Krieges, von leeren Straßen voll Rauch, Jugendlichen in Krankenhäusern, Explosionen und deren Opfern. Das Russland den Fokus zuerst auf die kritische Infrastruktur gelegt habe, habe die gesamte Ukraine hart getroffen. Klitschko unterstrich dennoch den Kampfgeist seiner Nation: „Wir sind mutig“, sagte er und betonte lautstark, dass der Grund dieses „sinnlosen Krieges“ für ihn eindeutig der sei, „wieder Imperien aufzubauen“. Diesem Imperialismus wolle er mit europäischen Werten der Gemeinschaft und Solidarität begegnen. „Wir wollen nicht in einer Diktatur leben“, so Klitschko. Stattdessen wolle man „Teil der europäischen Familie“ werden. Er macht deutlich: „Die Ukraine gehört zu Europa“, das sei die Zukunft, für die man kämpfen würde. Zudem betonte er das riesige Potenzial, dass das Land biete, zum Beispiel durch das dortige Schwarzerdevorkommen. Mit Bezug auf die kommunalen Partnerschaftskonferenz erwähnte er die Wichtigkeit von westlichem Knowhow zur Optimierung von Verfahrens-und Wirtschaftsprozessen, damit sich die Ukraine entwickeln könne. Wie Klitschko es auch formulierte: „starke Ukraine, starkes Europa“.
Besonderen Dank widmete Klitschko dann noch einmal der Stadt Leipzig, die ihrer Partnerstadt Kiew im Verlauf des Krieges mehrere moderne Löschfahrzeuge für die Feuerwehr zukommen ließ, was der Kiewer Bürgermeister besonders wertschätzte. Da Russland es vor allem auf die Kritische Infrastruktur abgesehen hat, wurden hunderte ukrainische Feuerwehrfahrzeuge im Krieg zerstört.
Zum Schluss unterstrich Klitschko den weiter andauernden Kampf für die eigenen Werte, Visionen, das Land und die Familie und bedankte sich erneut. Er schloss seine Rede mit einer Einladung, nach dem Krieg gerne die „schönste und älteste“ Stadt der Ukraine, Kiew, besuchen zu kommen.
Wieder Standing Ovations, bevor Leipzigs Oberbürgermeister Jung ein paar abschließende Worte sagen konnte. Er sicherte Kiew und der Ukraine die weitere Unterstützung im Rahmen der Städtepartnerschaft zu und versicherte Klitschko: „Du hast in uns Freundinnen und Freunde“. Darauf verabschiedete er seinen Amtskollegen, erneut unter Applaus.
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