Wie geht grüne Kultur in Zukunft?
In der Oper Leipzig haben sich 200 Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft und Kultur zur Green Culture Konferenz getroffen, um Maßnahmen für den ökologischen Wandel in der Kultur zu diskutieren.
Die Klimakrise lässt sich nicht vertagen, sie erfordert jetzt eine Reaktion von uns in allen Bereichen – auch im kulturellen. Am 30. November und 1. Dezember sind in Leipzig Vertreter*innen der Kulturbranche aus Deutschland sowie internationale Gäste aus ganz Europa schon zum dritten Mal zur „Green Culture Konferenz“ zusammengekommen, um sich gemeinsam genau dieser Herausforderung zu stellen. Nach den ersten beiden Konferenzen im April in Bremerhaven und im Juli in München war nun die Oper Leipzig Vorbild und Host der Veranstaltung. Leipzig entwickelte bereits in der Vergangenheit verschiedene Best Practise Beispiele im Bereich Nachhaltigkeit, wie dem CO2-Rechner für den Kulturbetrieb, der als positiver Impuls bei der Konferenz vorgestellt wurde. Besonders sollte dieses Mal das Thema Nachhaltigkeit im Theater und Orchester in den Fokus genommen werden.
Erster Impuls war das „Theatre Green Book“, ein praxisbezogener Leitfaden für umweltverträgliches Arbeiten im Theater, vorgestellt von Lisa Burger und Paddy Dillon aus Großbritannien. Im Handbuch werden die drei wichtigsten Bereiche für den ökologischen Transformationsprozess an production, building und operation, also der Logistik im Theater, festgemacht. Über ökologisch nachhaltige Kostüme und Bühnenbilder hinaus geht es im „Theatre Green Book“ auch um ein möglichst energieeffizientes Gebäude oder Fragen der Mobilität der Besucher*Innen. Ähnlich wie mit einer Checkliste können Kultureinrichtungen den Leitfaden nutzen, um ihre To-Dos für den ökologischen Wandel strukturiert anzugehen. Die Teilnehmenden hatten anschließend die Möglichkeit, in verschiedenen Themenworkshops selbst konkrete Handlungsansätze für eine nachhaltige Entwicklung in der Kultur im Team zu erarbeiten und zu diskutieren. Neben den Workshops wurden Exkursionen etwa durch die Oper oder das Gewandhaus angeboten. Thematisch ging es dabei um die bisherige Umsetzung umweltverträglichen Arbeitens in Leipzigs Kulturbetrieben. So hat das Gewandhaus beispielsweise gerade die Zustimmung erhalten, eine Solaranlage und eine Dachbegrünung zu bekommen. Ein hart erkämpftes Ziel, da das Gebäude unter Denkmalschutz steht und das Projekt nur durch zusätzliche Eigenfinanzierung des Gewandhauses umsetzbar gemacht werden konnte, erzählt Gewandhausdirektor Andreas Schulz.
An vielen Stellen scheitert die Umsetzung von Projekten am Budget – es braucht Geld. Die Finanzierung und Förderung war also ein immer wiederkehrendes Thema der Konferenz. Wie viel können veganes Catering und ein second-hand Bühnenbild überhaupt ausmachen, wenn das Gebäude selbst, wie so viele alte Kulturstätten, eine einzige energetische Katastrophe darstellen? Viele Kulturstätten haben das klare Ziel, sich am ökologischen Wandel zu beteiligen. Für die großen und wirklich wirkungsvollen Maßnahmen wie eine Gebäudesanierung oder eine neue Heizung fehlt nur oft das Geld, merkt Olaf Zimmermann, der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates an.
Ein Höhepunkt der Konferenz war der Besuch von Claudia Roth, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Nach der Rede fand eine Podiumsdiskussion statt, an der neben der Grünen-Politikerin Claudia Roth auch die Kulturbürgermeisterin der Stadt Leipzig, Skadi Jennicke, und Olaf Zimmermann teilnahmen. Mehrfach wurden hier die Fragen diskutiert, ab welchem Punkt Nachhaltigkeitsauflagen die Kunstfreiheit berühren und ob man der Kunst die Aufgabe der Nachhaltigkeit überhaupt geben dürfe. Der Tenor war hier deutlich. Kunst und Kultur seien ganz besonders wichtig als Vorreiter des ökologischen Handelns, da sie die Menschen wie kein anderer Bereich sensibilisieren, aber auch provozieren könnten. Ein klares Zeichen setzt hier die erste klimaneutrale Produktion der Oper Leipzig „Mary, Queen of Scots“ mit Premiere am 16. Dezember. Klimagerechtes Handeln sei allgemein nicht als Gefahr für die Kunst, sondern ganz im Gegenteil als eine notwendige Voraussetzung für die Sicherung der Freiheit von Kunst und Kultur auch in der Zukunft zu sehen erklärt Claudia Roth.
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