Kann ich meinem treuen Begleiter eine treue Begleiterin sein?
Kolumnistin Hannah liebäugelte lange mit einem Hund. Sie nimmt euch mit bei ihrer Entscheidungsfindung gegen einen.
Verantwortung: Je älter ich werde, desto mehr habe ich davon. Fing es in der Schule harmlos damit an, selbständig aufzustehen, loszugehen und eigenständig zu lernen, muss ich heute jeden Monat pünktlich Miete, Strom und Internet zahlen. Doch Verantwortung für mich ist mit der Verantwortung für andere nicht vergleichbar. Dabei ist auch egal, ob es sich um Tiere oder Menschen handelt.
In letzter Zeit passe ich regelmäßig auf Hunde von Freund*innen auf. In Zuge dessen kam mir auch schon öfter der Gedanke, wie es wäre, selbst ein Haustier zu haben. Vieles an dieser Vorstellung ist wundervoll, doch das Wissen, rund um die Uhr die Verantwortung für ein anderes Lebewesen zu haben, klingt herausfordernd.
Passe ich auf einen der Hunde auf, geht mir öfter am Tag durch den Kopf: Was wäre, wenn jetzt etwas passiert? Ich glaube, der Gedanke begleitet mich so häufig, weil ich mich in einem solchen Fall mit einer Schuld auseinandersetzen müsste, die ich noch nie vorher hatte. Ganz rational betrachtet weiß ich, dass Fehler immer passieren können, doch wenn mich ein solcher Gedanke packt, verschwindet die Rationalität in meinem Kopf. Ich denke dann über völlig abstruse Dinge nach. Mir dann vorzustellen, ich hätte diese Verantwortung durchgehend, weil es mein eigenes Tier ist, fühlt sich noch beängstigender an.
Trotzdem habe ich im letzten Jahr immer mal wieder mit dem Gedanken gespielt, einen treuen Vierbeiner zu mir zu holen. Und ich liebe vieles an dem Gedanken, romantisiere aber auch einiges daran. Ich habe oft dieses Bild von einem Freund fürs Leben, der immer zu einem hält, im Kopf. Wobei Filme wie „Balto – Ein Hund mit dem Herzen eines Helden“ oder „Baily – ein Freund fürs Leben“ nicht unschwer etwas dazu beigetragen haben.
Natürlich gibt es unglaublich schöne Facetten an einem Leben mit Haustier und viele gemeinsame Momente, die einen verbinden. Es gibt aber eben auch die Verantwortung, welcher man sich bewusst werden muss. Da gibt es einmal die Zeit, die Momente, die so unglaublich schön sein können, aber auch die vielen Stunden, zum Teil frustrierendes, Training. Oder die spontanen Wochenendtrips und die Urlaube, welche wegfallen oder bedeutend mehr Organisation und Geld bedürfen. Wie auch in vielen anderen Bereichen spielt Geld hierbei ebenfalls eine große Rolle. Wachsen mir jetzt schon meine eigenen Unterhaltskosten manchmal über den Kopf, wird dies mit einem Hund nicht weniger: hohe Tierarzt-, Futter- und Versicherungskosten. Wobei das vermutlich noch die Kosten sind, welche die meisten im Kopf haben. Doch habe ich erst kürzlich zum Beispiel gelernt, dass Bahntickets mit Hund viel teurer sind, oder es auch hyperallergische Hunde gibt, die nur spezielles und besonders teures Fleisch vertragen. Das und noch vieles mehr, sind Dinge, die im Vorhinein gar nicht abzusehen sind und mir auch lange nicht bewusst waren.
Genau deshalb sollte ein Haustier eine wohl überlegte Entscheidung sein. Besonders jetzt zur Weihnachtzeit ist das wichtig. Wie jedes Jahr, wird unter einigen Weihnachtsbäumen ein Haustier als Geschenk sitzen und wie jedes Jahr wird ein Teil davon ein paar Tage bis Wochen später in ein Tierheim gebracht. Unterschätzt wurden dann häufig Geld und Zeit, die ein Tier beansprucht. Dabei sollte ein Haustier kein Geschenk sein, welches man später wieder abgeben kann. Wahrscheinlich passe ich deshalb so gerne nur auf sie auf.
Ich habe die Gewissheit, dass sie mitsamt der Verantwortung am Abend wieder abgeholt werden. Dadurch darf ich größtenteils nur die schönen Momente erleben – abgesehen vom Geschäft aufheben beim Gassigehen. Nach langem Überlegen habe ich also für mich beschlossen, dass ich der Verantwortung noch nicht gerecht werden kann und entschieden, dass ich keinen Hund zu mir holen werde. Aber vielleicht habe ich ja sogar eben dadurch Verantwortung bewiesen.
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