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    Wie kann man verhindern, dass die betriebliche Weihnachtsfeier zum absoluten Flop wird? Mit genau dieser Frage beschäftigt sich eine Studie des Psychologischen Instituts der Universität Leipzig.

    Mit den Freund*innen, in der Familie, im Ehrenamt, beim Werkstudierendenjob und dann vielleicht auch noch innerhalb des Studiengangs: Der Dezember ist der Monat der Weihnachtsfeiern. Das kann schön sein, aber manchmal auch anstrengend oder sogar nervig. Um herauszufinden, was den Erfolg einer betrieblichen Weihnachtsfeier ausmacht, hat Hannes Zacher, Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Leipzig, eine Studie unter dem Titel „The company Christmas party and employee happiness“ durchgeführt.  

    „Mir war aufgefallen, dass betriebliche Weihnachtsfeiern im westlichen Kulturkreis ein wichtiges Ritual in Betrieben sind und es dazu keine wissenschaftliche Literatur gibt“, beschreibt Zacher. „Ich habe mich immer gefragt, was eigentlich den Erfolg von solchen Feiern ausmacht.“ Anfang 2019 habe er daher angefangen, Beschäftigte aus Betrieben in ganz Deutschland in Onlinefragebögen zu ihrer betrieblichen Weihnachtsfeier von 2018 zu befragen. 359 Beschäftigte haben im Rahmen der Befragung detaillierte Auskünfte über ihre betrieblichen Weihnachtsfeiern gegeben. Mit dabei waren verschiedene Betriebe vom Kleinstbetrieb bis zu Großunternehmen. „Dabei ging es darum, herauszufinden, welche Faktoren dazu führen, dass die Leute zufrieden mit ihrer Weihnachtsfeier sind“, erklärt Zacher. 

    Die Studie ergab, dass Merkmale wie die Größe der Feier, ob die Partner*innen der Beschäftigten eingeladen waren und ob diese sich finanziell an der Feier beteiligen mussten, keine nennenswerte Auswirkung auf ihre Zufriedenheit mit der Feier hatten.  Ausschlaggebend waren stattdessen die Location und das Programm, so Zacher: „Es gibt ein paar Faktoren, die nenne ich Zufriedenheitsmacher, die maßgeblich dazu beigetragen haben, dass die Feier als positiv wahrgenommen wurde. Dazu zählte zum Beispiel, dass die Feier eher außerhalb des Betriebs stattfindet, zum Beispiel in einem Restaurant, einer angemieteten Location oder auch bei jemandem zuhause.“ 

    Als weiteren „Zufriedenheitsmacher“ benennt Zacher ein vielfältiges Angebot von sowohl alkoholischen als auch alkoholfreien Getränken. Ein hoher Alkoholkonsum führe dagegen in der Regel eher zu negativen Bewertungen der Weihnachtsfeier – neben unangemessenem Verhalten von Vorgesetzten und Kolleg*innen der größte „Unzufriedenheitsmacher“. Wichtig sei dagegen ein Rahmenprogramm mit Aktivitäten: Anstatt einfach nur herumzusitzen, sollte das Team gemeinsam etwas unternehmen. 

    Laut Zacher sagen die Ergebnisse der Studie nicht nur über Weihnachtsfeiern selbst etwas aus, sondern seien „ein Ausdruck von Unternehmenskultur“. Es sei auch beobachtet worden, dass die Zufriedenheit in Betrieben mit einem grundsätzlich guten zwischenmenschlichen Miteinander höher sei. Ähnliches könne man auch auf andere Veranstaltungen wie Betriebsausflüge oder Geburtstagsfeiern übertragen, meint Zacher. „Diese Feiern festigen bestimmte Werte, die es im Betrieb gibt, und das hat auch Auswirkungen auf das kommende Jahr. Wenn die Weihnachtsfeier gut lief, ist dann möglicherweise im Januar die Motivation höher.“ 

    Auch wenn die Studie sich speziell auf betriebliche Weihnachtsfeiern bezieht, kann man ihre Ergebnisse laut Zacher teilweise auch auf private Feiern übertragen. Klicken Sie hier, um Text einzugeben.Um die Methode zu validieren, habe er eine Pilotstudie durchgeführt, in deren Rahmen 60 Studierende zu ihren privaten Weihnachtsfeiern befragt wurden. Dabei seien ihm Parallelen aufgefallen: „Ich glaube, dass diese betrieblichen Weihnachtsfeiern sich auch problemlos auf universitäre oder schulische Feiern übertragen lassen, das ist ja auch ein organisationaler Kontext. Und auch Familien sind Organisationen in gewissem Sinn. Vor allem trifft das auf Feiern zu, die im größeren Familienkreis stattfinden, mit Großeltern, Onkeln, Tanten.“ Die Studie habe beispielsweise ergeben, dass die Leute zufriedener waren, wenn sie sich selbst an der Planung der Weihnachtsfeier beteiligen konnten – das könne man bei familiären Feiern mitunter auch beobachten. Außerdem gebe es in Familien – ähnlich wie in Betrieben – auch bestimmte Rollen, denen jede*r Einzelne zugeordnet ist. Statt der Rolle des*der Vorgesetzten sei das in der Familie beispielsweise die des Großvaters. 

    Doch natürlich ist und bleibt die Weihnachtsfeier etwas Individuelles – Aussagen, die für alle Menschen gleichermaßen gelten, könne man daher nicht treffen. „Die Studie gibt ein paar Hinweise auf generelle Tendenzen. Die Ergebnisse gelten nicht in jedem Fall, gehen aber mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit einher, dass die Leute dann zufriedener sind“, erklärt Zacher. „Natürlich ist es etwas Individuelles, aber ein paar allgemeine Erkenntnisse können wir daraus trotzdem ableiten.“ 

    Unabhängig davon, wie sie durchgeführt werde, sei die Weihnachtsfeier für viele Betriebe wichtig, findet Zacher. „Viele Unternehmen streichen gerade Gelder für Weihnachtsfeiern, denn in wirtschaftlichen Krisenzeiten ist das eben etwas, wo man sparen kann. Aber ich denke trotzdem, dass es ein wichtiges Ritual ist, denn gerade zum Jahresabschluss haben viele nochmal das Bedürfnis, zusammenzukommen.“ Er rät den Betrieben, zu experimentieren, also zum Beispiel zu schauen, wann man sie durchführt. Viele Befragte hätten angegeben, dass sie die Weihnachtsfeier als stressig empfinden, weil im Dezember sowieso schon viel ansteht. „Dann könnte man als Betrieb zum Beispiel überlegen, stattdessen einen Neujahrsempfang zu machen, oder auch ein Sommerfest“, schlägt Zacher vor. „Ich könnte mir auch vorstellen, das als Jahresabschlussempfang zu deklarieren und nicht als Weihnachtsfeier. Manche feiern ja auch gar kein Weihnachten. Da muss man genau hinhören, wie die Stimmung im Betrieb ist.“ 

    Durch Corona habe sich die Situation verändert: Mehr Menschen arbeiten im Homeoffice, und die fänden es dann schön, sich für die Weihnachtsfeier mal wieder in Präsenz zu sehen. „Corona hat vermutlich auch die Lust auf die Weihnachtsfeier verstärkt“, erklärt Zacher. „Ich glaube, dass Rituale ja auch auszeichnet, dass man sie vermisst, wenn sie nicht mehr da sind. Das Bedürfnis, zusammenzukommen und sich auszutauschen, ist ja auch etwas ganz grundlegend Menschliches.“ 

     

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