Lohnt sich das ökologische Kraftwerk für zu Hause?
Sonnenenergie ist überall. Solar-Steckgeräte scheinen es einfach zu machen, diese Energie auch zu Hause zu nutzen. Aber ist das Mini-Solar-Kraftwerk für zu Hause wirklich sinnvoll?
Mit zitternden Händen wird der Brief geöffnet und die Wahrheit springt einem ins Gesicht: Eine Nachzahlung ist fällig. Wenn es doch nur einen Weg gäbe, um ein paar Euros von der lästigen Stromrechnung abzuzwacken. Natürlich könnte man einfach den Kühlschrank aus der Steckdose ziehen, aber es gibt auch Mittel und Wege, sich seinen Strom selbst zu beschaffen. Ein Windrad auf sein Dach zu bauen, könnte schwierig werden. Deutlich einfacher ist aber die Installation von Solarmodulen. Immer häufiger montieren Leute sogenannte Stecker-Solaranlagen an ihren Balkon und hoffen, damit den ein oder anderen Euro sparen zu können. Aber was können die kleinen Kraftwerke wirklich?
Stecker-Solaranlagen bestehen hauptsächlich aus ein oder zwei Solarmodulen, die über eine Steckdose an das Stromnetz angeschlossen werden können. Wird darüber Strom generiert, läuft der heimische Stromzähler langsamer und die kommende Rechnung schrumpft. Im Gegensatz zur, ähnlich funktionierenden, Photovoltaik-Anlage, sind Stecker-Solaranlagen relativ klein und können auch ohne professionelle Hilfe angebracht und in Stand gehalten werden. Dafür produzieren sie auch „nur“ bis zu 600 Watt und können den regulären Strombedarfs des Haushalts nicht komplett decken. Mit einer Modulgröße von unter zwei Quadratmetern passen die Geräte immerhin auf nahezu jeden Balkon, auch wenn sie nicht für alle davon geeignet sind. Um Solarstrom zu erzeugen ist es wichtig, dass die Module möglichst viel Sonne bekommen. Denis Schneiderheinze vom Umweltinformationszentrum Leipzig weist darauf hin, dass sich ein Stecker-Solargerät immer dann lohnen würde, wenn man über eine Fläche am Haus verfüge, die besonders viel Sonne abbekommt. Das könne, laut Schneiderheinze, ein Balkon, eine Terrasse, ein Garten oder auch eine kleine Dachfläche sein. Am besten solle das Gerät nach Süden ausgerichtet sein und nicht durch Bäume oder ähnliches verschattet werden.
Doch was ist mit dem Geld? Schließlich geht es nicht nur darum, ein kleines Solar-Kraftwerk für zu Hause zu bekommen, sondern es soll gespart werden! Mit Stecker-Solaranlagen ist das möglich, allerdings braucht man dafür etwas Geduld. Bei einem richtig installierten Balkonkraftwerk kann man damit rechnen, dass es in einem Jahr etwa so viel Strom produziert, wie ein herkömmlicher Kühlschrank jährlich verbraucht, also circa 280 Kilowattstunden. Nachdem man zwischen 350 und 600 Euro für das Kraftwerk bezahlt hat, muss man damit, laut Verbraucherzentrale, um die zehn Jahre warten, bis seine finanzielle Bilanz sich ins Positive wendet. Mit dem aktuellen durchschnittlichen deutschen Strompreis von 27,6 Cent pro Kilowattstunde, generieren Balkonkraftwerke im Schnitt in einem Jahr etwa 77€ Strom. Natürlich ist das Geld dabei nicht der einzige Vorteil. In diesen zehn Jahren spart die Stecker-Solaranlage auch über eine Tonne Kohlendioxid ein, die sonst für die Produktion des herkömmlichen Stroms ausgestoßen worden wäre.
Wenn man jetzt Lust darauf hat, sich auch ein Balkonkraftwerk anzuschaffen, muss man aber noch eine Hürde überwinden: Die eigene Vermietung muss der Installation zwar zustimmen, aber seit 2020 braucht es immerhin keine einstimmige Zustimmung mehr, sondern nur noch eine Mehrheit. Das ist nicht die einzige Maßnahme, durch die versucht wird, Stecker-Solaranlagen in mehr Haushalte zu bringen. Seit diesem Jahr sind die Geräte steuerfrei und für das kommende Jahr sollen noch etliche Hürden mehr abgeschafft werden. Das plant die Bundesregierung mit dem „Solarpaket 1“. Damit muss man das Balkonkraftwerk beispielsweise nicht mehr bei seinem lokalen Netzbetreiber und dem Marktstammdatenregister anmelden, so wie es gerade noch Vorschrift ist. Unter anderem legalisiert man außerdem rückwärtsdrehende Stromzähler. Alte Stromzähler können sich nämlich kurzzeitig rückwärts drehen, wenn man sein Balkonkraftwerk anschließt. Überflüssiger Strom, der durch die Geräte produziert wird, soll künftig an weitere Haushalte im selben Haus weitergeleitet werden können. Praktisch, dass das Solarpacket auch vorsieht, die maximale Leistung von Stecker-Solargeräten von 600 auf 800 Watt zu erhöhen. Denis Schneiderheinze vom Leipziger Umweltinformationszentrum sagt auf Nachfrage dazu, dass Solarpaket umfangreiche Erleichterungen für Nutzer*innen von Steckersolargeräten vorsehe. Dies werde mit Sicherheit auch zu einer weiteren Verbreitung der Geräte führen, die allerdings bereits jetzt schon sehr beliebt bei Verbraucher*innen seien. Und wenn man jetzt noch bedenkt, dass der Leipziger Stadtrat noch zusätzliche finanzielle Förderungen für Stecker-Solargeräte vorgesehen hat, dann wird man im kommenden Jahr vielleicht einige Solarmodule mehr an Leipzigs Balkonen sehen können.
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