Geschichten haben viele Formen
10 Jahre Manga-Comic-Con: von der Artist Alley bis hin zum Comic-Shop, zwischen farbenfrohen Ständen und kreativen Cosplays – die MCC ist und bleibt ein Highlight der Buchmesse.
Dass die Leipziger Buchmesse ein kulturelles Jahreshighlight ist, muss man wohl niemandem mehr erzählen. Nicht grundlos sammeln sich Hunderte von Menschen schon Punkt 10 Uhr auf der Messeallee, um als einer der ersten in das Labyrinth aus Verlagsständen und Bücherregalen einzutauchen.
Die Buchmesse jedoch nicht nur ein Ort zum Lesen im „traditionellen“ Medium Buch. Das wäre auch Quatsch, wenn man bedenkt, dass heutzutage fast alles der Wiedergabe von Geschichten dienen kann – unter anderem auch Comics, die inhaltlich hauptsächlich durch ihren bildhaften Charme begeistern. Durch die immer größer werdende Fangemeinde wächst auch ihr Platz auf der Buchmesse. Wie groß dieser tatsächlich ist, mag den einen oder anderen Besucher jedoch überraschen.
Mit speziellen Eingängen, brechend vollen Hallen und einer kunterbunten Besuchergemeinde zeichnet sich die Manga-Comic-Con, kurz MCC, schon auf den ersten Blick als etwas Besonderes aus. In ihren anderthalb Hallen lässt sich alles rund um die Themen Manga, Comic und Anime finden. Die japanisch-stämmigen Medien – Animes und Mangas – stehen dabei leicht im Vordergrund. Passend, schließlich befindet sich die Con in genau den Hallen, die zusammen eine japanische Glückszahl ergeben: Halle 1 und Halle 3.
Die MCC feiert in diesem Jahr ihr 10-jähriges Jubiläum, seit sie 2014 ins Leben gerufen wurde. Zuvor existierte sie nur als kleinerer Comic-Bereich der Buchmesse. Heute begrüßt sie innerhalb der Messetage ungefähr hunderttausend Besucher, welche aus allen Ecken Deutschlands anreisen – manche sogar aus dem Ausland. Nach der DoKomi in Düsseldorf ist sie damit die zweitgrößte Manga-Comic-Convention in ganz Deutschland. Dies erfordert eine umfangreiche Planung und ein starkes Team.
„Es ist eine jahresfüllende Aufgabe“, bestätigt Sassette Scheinhuber. „Organisieren kann man so ein großes Event nicht allein.“ Sie ist seit Anbeginn Teil des MCC-Teams und hat sich von Azubi, über Assistentin zur Projektmanagerin hochgearbeitet. Zusammen mit über dreißig Personen macht sie gerade einmal das Kernteam aus, welches die gesamte Buchmesse konzipiert.
Gemeinsam mit zwei Kolleginnen kümmert sie sich unter anderem um die Aussteller der MCC, welche dieses Jahr Rekordzahlen aufgestellt haben – 445 Aussteller verteilen sich auf anderthalb Hallen, knapp fünfzig mehr als im Vorjahr. Abzusehen war diese Entwicklung jedoch nicht, nachdem nun die Förderung des Bundes für Kultur und Medien für die Con wegfiel.
„Letztes Jahr konnten wir durch das Projekt „Neustart Kultur“ eine Rabattierung der Standpreise an unsere Aussteller herausgeben“, erklärt Sassette Scheinhuber. „Für die großen Aussteller war der Wegfall der Förderung nicht so das Thema, aber wir haben auch viele kleine Künstler, die das alles nebenbei machen oder zum Teil mit jeder Messe ihr Lohn und Brot verdienen. Für die war es ein harter Einschnitt.“ Trotz aller Sorge kam es anders – gut für die MCC-Orga und noch besser für den Besucher.
Da ist einerseits das vielseitige Programm der MCC, welches dem Besucher Zeichenworkshops, Autogrammstunden von bekannten Mangakas und Cartoonisten, Interviews und den alljährlichen krönenden Cosplay-Wettbewerb bietet. Auf der anderen Seite, und natürlich viel wichtiger, sind die Stände der Aussteller.
Über die Hallen erstreckt sich ein farbenfrohes Gemisch aus Comic-, Merchandise- und Künstlerständen. Anders als im Großteil der Buchmesse, kann man hier nicht nur Comicbücher und Mangas erwerben, obwohl diese einen erheblichen Teil der Stände ausmachen. Besonders in Halle 1 stehen die „Artist Alley“ sowie „Merch City“ im Vordergrund, welche gemeinsam ein buntes Sammelsurium anbieten. Die eigenständigen Künstler der Artist Alley stellen dabei primär selbstgemachte Artworks und Schmuck zum Verkauf, während man in der Merch City – wie der Name schon sagt – alles findet, was unter die Kategorie Merchandise fällt. Von Tassen, über Kuscheltiere bis hin zu Figuren und Cosplay-Equipment gibt es hier tatsächlich alles, was das Herz (und der Fan) begehrt.
Halle 3 bietet hingegen Highlights wie die Comic-Leseecke, den Gamesroom und die Große Bühne, auf welcher der antizipierte Cosplay-Wettbewerb ausgetragen wird. Dabei stellen einzelne Cosplayer oder ganze Gruppen ihre aufwendigen Verkleidungen zur Schau und bieten dem Publikum auch eine kurze, einstudierte Performance. Bei der Beliebtheit des Events ist es kein Wunder, dass die Plätze schneller weg sind, als man schauen kann. Doch auch ohne Platz vor der großen Bühne kann man die Cosplays auf der MCC bewundern. Solange man sich in den Hallen der Con aufhält, läuft man genügend Cosplayern über den Weg, dass man am Ende seines Rundgangs sogar ein Dutzend Charaktere erkannt hat. Wichtig ist dabei jedoch, immer im Kopf zu behalten: Die Cosplayer sind letztlich auch Besucher und keine Attraktionen. Viele mögen sich freuen, angesprochen oder nach Fotos gefragt zu werden, doch manche wollen einfach ihren Messe-Besuch genießen. Wenn ihr also mal Cosplayer ansprecht, verhaltet euch bitte respektvoll.
Zuletzt ist der Jubiläumsstand der MCC in Halle 3 zu finden, der einen Rückblick auf die letzten 10 Jahre der Convention ermöglicht. Er erzählt von Besucheranekdoten, Erfolgen und der generellen MCC-Entwicklung. Gezeigt werden kleinere Highlights, die die Messe ausmachen: Bilder von Cosplays aus 10 Jahren, die Entwicklung des MCC-Maskottchens Macoco, alte Programmhefte und Besucherarmbänder, die die Vitrinen füllen. Und weil wir ja in Deutschland sind, findet man hier auch eine statistische Auswertung, von Besucherzahlen über Anreiseweg bis zur Anzahl der Cosplay-Träger der MCC. (Für die Interessierten an der Stelle: rund 35 Prozent der MCC-Besucher – also mindestens 35.000 – tragen ein Cosplay.)
Kurz nach Ende der Buchmesse ist im Orga-Team schon die nächste Convention in Planung. „Nach der Messe haben wir jetzt ein, zwei Wochen, in denen wir uns wieder regenerieren und unsere Gedanken zur letzten Messe aufschreiben“, erklärt Sassette Scheinhuber. „Dann gehen wir schon wieder in die Auswertung und in die neue Planung für 2025.“ An Ideen soll es dabei nicht fehlen, denn man arbeite jetzt schon an möglichen Neuerungen im Hintergrund. Hochreif seien diese zwar noch nicht, wie sie ergänzt, aber es schadet ja nicht, Augen und Ohren offenzuhalten.
Persönlich kann ich die MCC auch jedem nur wärmstens empfehlen. Für mich war es nun schon der vierte Messe-Besuch, und jedes Jahr macht mehr Spaß als das letzte. Sei es das stundenlange Erkunden der Stände oder einfach nur wegen der tollen Community: Die MCC ist einfach eine wundervolle Erfahrung. Selbst ein ellenlanger Artikel kann die reine Größe der Con nicht angemessen wiedergeben. Wer also hierdurch auch nur einen Funken Interesse an der Manga-Comic-Con gefunden hat, sollte den Besuch im nächsten Jahr unbedingt in Erwägung ziehen.
Fotos: Anne Grunert
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