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  • Blumen und Bravo beim Liederabend

    Der Liederabend „Ukrainische Begegnungen“ der Oper Leipzig ist ein Zeichen für die Verbindung zwischen Menschen über alle Grenzen hinweg.

    Die Stühle des Konzertfoyers der Oper Leipzig füllen sich am 19. April für den Liederabend „Ukrainische Begegnungen“. Das Publikum setzt sich aus Menschen jeden Alters zusammen, es herrscht eine entspannte Vorfreude. Vorgetragen wird die Musik ukrainischer Komponisten aus den letzten beiden Jahrhunderten von Mitgliedern aus dem Ensemble der Oper Leipzig sowie dem Pianisten Ugo D’Orazio. Neben Redebeiträgen des Intendanten der Oper Leipzig und der Moderation von Kara McKechnie, Dramaturgin an der Oper Leipzig, spricht auch Ljubov Lysenko, eine Nachfahrin des Komponisten Mykola Lysenkos (1842–1912), der im Zentrum des Abends steht. Lysenko gilt als Begründer der ukrainischen Nationalmusik. In allen Beiträgen schwingt die Dankbarkeit, mit, diesen Abend gestalten und veranstalten zu können und eine Begegnung über alle Sprach- und Ländergrenzen hinweg in Zeiten des Krieges möglich zu machen.

    Alle Beteiligten (von li nach re): Dr. Gabriele Goldfuß (Leitung Internationale Zusammenarbeit Stadt Leipzig), Ugo D’Orazio (Studienleiter und musik. Begleitung), Olena Tokar (Solistin), Frau Ljubov Lysenko (Ehrengästin), Kara McKechnie (Moderatorin), Peter Dolinšek (Solist), Kathrin Göring (Solistin) und Álvaro Zambrano (Solist)

    Eindrucksvoll beginnt die ukrainische Sopranistin Olena Tokar mit drei Liedern Lysenkos und erntet nach jedem Lied ausgelassenen Applaus. Begleitet wird sie am Klavier von Ugo D’Orazio, der nicht nur den Abend mit konzipiert hat, sondern auch maßgeblich dazu beiträgt, dass die Lieder in ihrer vollen Schönheit erklingen können.

    Lysenko studierte in der Ukraine und erhielt eine musikalische Ausbildung in Leipzig, sodass es viele Verbindungen seiner Kompositionen zu der Tradition und den Texten der deutschen Liedkunst der Spätromantik gibt. Im ersten Programmteil erklingen auch Lieder von Kyrylo Stezenko (1882–1922), einem Schüler Lysenkos, dessen Musik von Liebe und Hoffnung in Zeiten des Widerstands gegen Repressionen handelt, wie wir von der Moderatorin erfahren. Schon hier zeigt sich an den vielen Bravo-Rufen, dass neben der Sopranistin Tokar besonders der Tenor Álvaro Zambrano das Publikum dieses Abends berührt. Doch auch Peter Dolinšek, Bass, und Kathrin Göring, Mezzosopran, beeindrucken mit der Darbietung von Liedern auf Ukrainisch, das sie eigens dafür gelernt haben.

    Im zweiten Teil wird die Wichtigkeit des Klavierparts im Kunstlied deutlich, als die Lieder von Walentyn Sylwestrow (*1937) erklingen, dessen Klaviernachspiele besonders lang sind. Dieser Teil widmet sich auch anderen Komponisten der Generation nach Lysenko. Die Musik lässt die Zuhörenden für einen Moment alles um sie herum vergessen, wenn Tokar „Sprich Sprich“ von Wiktor Kossenko (1896–1938) singt. Die Duette Lysenkos im darauffolgenden Teil des Programms erinnern an bekannte Liedzyklen von Schumann und Mendelssohn. Im Vordergrund steht aber abschließend die Bedeutung dieses Komponisten für die nationale Musik der Ukraine. Darum scheint es auch vollkommen natürlich, wenn der letzte Beitrag des Abends, ein Gebet für die Ukraine, von allen gemeinsam im Stehen gesungen wird und in Standing Ovations mit Blumen und Bravo-Rufen übergeht. Diese wunderbar konzipierte Begegnung mit ukrainischer Musik stellte für alle durchweg einen bereichernden Abend dar.

     

    Fotos: Gudula Kienemund

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