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    Kolumnist Maximilian hat keinen Hund, aber die Schnauze voll.

    Sind wir ehrlich: Hunde sind nervig. Ja, schon klar, der Hund ist der beste Freund des Menschen. Er ist so gut mit uns befreundet, dass wir sogar mehrfach täglich mit ihm rausgehen, bevor er sich wieder auf seine haarige Decke in unserer haarigen Wohnung legen darf. Wenn Frauchen oder Herrchen Gassi gehen – wie eklig herablassend schon das Hundevokabular ist – muss Doggo an der Leine bleiben und sich auch sonst in einer für Menschen gebauten Umwelt irgendwie unauffällig verhalten. So etwas macht wirklich nur ein sehr guter Freund.  

    Wenn allerdings Marco, 34, IT-Systemadministrator, die schwer atmenden 30 Kilo Deutscher Boxer hinter sich durch den Park schleift, um nach Feierabend nochmal bei einer Zigarette an die „frische Luft“ zu kommen und dabei Hundememes zu liken, bekommt für mich die Geschichte dieser wunderbaren Freundschaft erste Risse.  

    Der Autor steht in einem Feld. Hinter ihm sind Bäume zu sehen.

    Hunde sind nervig, findet Kolumnist Maximilian. Foto: privat

    Natürlich, manchmal finde sogar ich so einen flauschigen Hund sehr süß, Kindchenschema sei Dank. Trotzdem ist Mitleid meist noch das Beste, was die ach so knuffigen Vierbeiner bei mir auslösen. Kurz nicht aufgepasst, riecht mir schon einer zwischen den Beinen. Habe ich Glück, folgt ein abgeklärtes „Der macht nichts!“ mit aufgesetztem Lächeln und nicht das noch anmaßendere und irrationale Emotionalität unterstellende „Keine Angst!“. Denn für Hunde gelten keine Regeln: Sie kacken vor unsere Türen, pinkeln auf unsere Spielplätze und blockieren die wenigen Grünflächen, die in unseren Städten noch bleiben. Wo ist eigentlich Martin Rütter, wenn man ihn braucht?  

    Wenn die Deutschen etwas noch mehr lieben können als hochgezüchtete Autos, sind es hochgezüchtete Hunde. Kein Wunder, denn der Hund ist der SUV des Fußwegs: laut, dreckig und unberechenbar. Sehe ich einen um die Ecke biegen, überlege ich schon mal, wie ich am besten ausweichen kann. 

    Ich will mich aber nicht mehr verstecken. Wir sind die stille Mehrheit und trauen uns nur nichts zu sagen, weil die Hundefreaks da draußen jederzeit ihre Tiere loslassen könnten. Wir sind durch das laute Bellen, das ständige Vorbeilassen und die Hundecontentoffensive in den sozialen Medien so abgestumpft und eingeschüchtert, dass sich inzwischen niemand mehr traut, mal zurückzukleffen. Holen wir uns unsere Straßen und Parks zurück! Wie, weiß ich noch nicht. Man will ja nicht aus Versehen irgendwo reintreten. Bis dahin hilft wohl nur, meine Angst beim nächsten Labrador-Retriever noch ein bisschen lässiger mit geheucheltem Interesse zu überspielen. 

     

    Titelbild: Pixabay

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