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  • Zwei Performances – Ein Abend

    Die Schaubühne Lindenfels zeigt zwei Performances zu Zensur und Repression. Das Theater greift vergangene Entwicklungen auf und bezieht diese auf die Zukunft.

    Am 15. und 16. Juni gab es aufregenden Besuch in Leipzig; Das Theater Kollektiv „Teatrul Replika“ aus Bukarest war zu Gast in der Schaubühne Lindenfels. In direkter Kombination dazu stellte auch das Stuttgarter Theaterkollektiv „Citizen.Kane.Kollektiv“ eine Performance auf die Beine. Begleitend zu der Doppel-Theaterproduktion fand die Ausstellung „Offene Fragen“ statt, die vor allem zu dem Stück „Weisse Elefanten“ Kontext lieferte. Thematisch ging es in beiden Stücken um Zensur und Repression zur Zeit der sozialistischen Regierungen in Rumänien und Ostdeutschland, wodurch dann wiederum heutigen Entwicklungen mit Humor ein Spiegel vorgehalten wurde. Besonders der Einblick in die rumänische Erinnerungskultur in Bezug auf die Sozialistische Republik Rumänien (RSR), dem rumänischen Staat von 1947 bis 1989, und deren Perzeption der Nostalgie wurden eindrücklich umgesetzt. Zum näheren Verständnis gab es im Vorraum des Theaters eine thematisch tiefergehende Ausstellung, welche mit einem Gespräch der Leitenden des „Teatrul Replika“ Kollektiv eröffnet wurde und den Tag darauf mit dem „Citizen Kane Kollektiv“ weiterging.  

    Die Performance vom Theatrul Replika, „Nostalgia Up & Down“ war jeweils die erste Vorstellung des Abends und diente somit als Einführung in das Thema, das auch in dem darauffolgenden Stück „Weisse Elefanten“ wieder aufgegriffen wurde. Darin tauschen sich drei ironisch selbsternannte „Kulturexpert*innen“ zwei Stunden lang über Kunst, Zensur und Erinnerung aus. Das Stück zeichnete sich durch ein stark reduziertes Bühnenbild aus, wodurch ein verstärkter Fokus auf die Sprache der Protagonist*innen gelegt wird. Der Titel stellt auch schon deren (technische) Hauptrequisite vor: ein Nostalgie-Hoch-und-Runter-Sensor. In Aktion kommt dieser auf der im Hintergrund gespannten Leinwand wenn durch die Schauspielenden eine Erzählung aus damaliger Zeit erzählt wird. Damit wird auf komische Weise die Differenz der Perspektiven und Reduzierungen aufmerksam gemacht und explizit die Vor- und Nachteile der herrschenden Umstände eingeordnet. Der Nostalgie-Hoch Einspieler kam nach einer Darstellung von Umständen auf, welche damals besser liefen als heute und dadurch das Gefühl der Nostalgie steigert. Genauso, nur umgekehrt, reagierte der Nostalgie-Runter-Sensor.  

    Als weiteres Element der Darstellung werden Briefe unterschiedlichster Menschen, Soldaten, Studierenden, Verfolgten, aus der Zeit der RSR vorgelesen und an den Vorhang projiziert. Eigentlich unterlagen die Briefe dem Postgeheimnis, jedoch fing die Polizei diese ab, um die Stimmung und Sorgen der Bürger aus erster Hand zu bekommen. Durch den Schwerpunkt auf dem Gesagten und weniger auf dem Visuellen wurde es einfacher gemacht, sich auf die deutschen Übersetzungen zu konzentrieren, die am Rande der Bühne dargestellt wurden. 

    Als anderen Schwerpunkt wird die Wichtigkeit von, aber auch fehlende Sensibilität für Kunst und im Besonderen Theater betont. Die Zuschauenden wurden interaktiv in breite Fragen zu Kunst und Kultur mit einbezogen und sollten ihre Meinung durchs Handheben zeigen. Der mutmaßlich geheime Charakter der Abstimmungen wurde – vermutlich in Anlehnung an die geheimdienstliche Arbeit der damaligen Zeit – durch ein theatralisches Wegschauen der „Expert*innen“ gebrochen. Die aufgeworfenen Fragen (Wer ist der Patron der Kunst? Ist Kunst quantifizierbar? Was ist das Schlimmste, das ihr euch vorstellen könnt?) zogen sich thematisch durch das Stück, ohne aber den Anspruch zu stellen, final beantwortet werden zu können. 

    Die darauf anschließend gezeigte Performance „Weisse Elefanten“ baute thematisch auf der vorigen auf. Im Gegensatz zu „Nostalgia Up & Down“ gab es ein klassischeres Bühnenbild, keine Interaktion mit dem Publikum und einen eindeutigeren Handlungsstrang. Die Geschichten von damaligen Studentinnen aus der DDR aus den Theaterwissenschaften wurden aufgegriffen und zu einem Stück, das sich mit dem Theater selbst und der Rolle von Zensur darin auseinandersetzt, zusammengefügt. Während Geschichtsstränge klar Rückbezüge auf die DDR nehmen, vor allem vor dem Kontext der dazugehörigen Ausstellung, wird die Zeit auf die 2030er festgelegt. Die dahinterstehende Idee: historische Zensurmechanismen zu analysieren, um sie dann in der Gegenwart anzuwenden. Ein guter Ansatz, welcher in der Umsetzung jedoch eher zu einer persönlichen Biografieaufarbeitung wurde. Das ist zwar sehr interessant, nur eben kein direktes Werkzeug zur Schaffung von Veränderung.  

     

    Foto: Oana Monica Nae

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