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  • Die Viren fahren Bahn

    Happy Erkältungszeit – RSV, Influenza und Co. machen die Runde! Nach der Pandemie wird 2024 wieder frei und unbeschwert durch die Gegend gehustet. Wie konnte das passieren?

    2G, 3G+, a2 + b2 = c2 – wer weiß heute noch, was all das bedeutet? Wer erinnert sich noch ans tägliche Checken der 7-Tage-Inzidenz?

    Der erste Covid-Lockdown ist nur noch eine trübe Erinnerung, ähnlich einem Fiebertraum: Ich habe mir Tiktok heruntergeladen, Abitur gemacht, mit dem Joggen angefangen, Criminal Minds ge-binge-watched. Andere haben Brot gebacken und Krypto-Währungen entdeckt, sich in Schneeballsystemen verstrickt, Kombucha oder Yoga gemacht, sich ein Style-Makeover verpasst.

    Uns alle eint bis heute nur, dass wir uns sehr abrupt auf eine neue Lebenssituation einstellen mussten: Dabei galt es, niemanden anzustecken, möglichst gesund zu bleiben und nicht durchzudrehen. Nicht alle haben das geschafft; wir haben die Verschwörungstheoretiker*innen mitbekommen. Aber auch die sind in der Öffentlichkeit mittlerweile wieder weniger präsent.

    Auf der Website von Sachsens Sozialministerium heißt es aktuell: „Seit 2023 beruhigte sich die Situation, auch dank der Impfungen, der Immunisierung der Bevölkerung und milderer Varianten des Virus. Trotzdem bleibt COVID-19 ein Thema, insbesondere im Hinblick auf mögliche zukünftige Mutationen und die saisonale Belastung des Gesundheitssystems.“ Im April 2023 sind die letzten Corona-Schutzmaßnahmen nach dem Infektionsschutzgesetz entfallen. Also alles bereits eine Weile her.

    Allerlei Viren schwirren jeden Tag in der Leipziger Luft, einige davon vermeidbar, findet luhze-Redakteurin Caroline Tennert. Foto: privat

    Das Einzige, was anscheinend im kollektiven Miteinander bis jetzt erhalten geblieben ist, sind eine angespannte Club- und Kulturszene und ein bisschen mehr Akzeptanz fürs Homeoffice. Eine vernünftige Gesundheitsetikette im öffentlichen Raum leider nicht. Im Jahr 2024 mit dem Zug zu fahren, bedeutet zum Beispiel, mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit mindestens einmal von einer völlig fremden Person angehustet oder vollgerotzt zu werden. FFP2-Masken sichtet man in den öffentlichen Verkehrsmitteln seltener als Bierkästen von Fußballgroupies.

    Kaum vorstellbar. Wie kann es sein, dass die Zeit der Covid19-Pandemie kaum allgemeines Bewusstsein für ein verantwortliches Miteinander hinterlassen hat? Ist die Gesellschaft so vergesslich? Schließlich sind laut Infektionsradar des Bundesgesundheitsministerium allein in Deutschland seit Pandemiebeginn über 185.000 Menschen an der Erkrankung gestorben. Unzählige Menschen leben mit Langzeitfolgen einer Corona-Infektion, die sich in zig verschiedenen Krankheitsbildern äußern können.

    Die Personengruppen, die zu Beginn der Pandemie als besonders vulnerabel identifiziert wurden, aufgrund von Alter oder Vorerkrankungen, die gibt es jetzt auch noch. Sie in Alltagsentscheidungen hier und da ein wenig mitzudenken, sollte selbstverständlich sein.

    Ich ärgere mich wahnsinnig über mich selbst. Zwar schaffe ich es, den öffentlichen Nahverkehr zu meiden, wenn ich Krankheitssymptome habe, mir häufig die Hände zu waschen und Tests habe ich auch zu Hause. Aber ich habe das Maske-Tragen im Alltag schändlich vernachlässigt. Meistens steckt nicht einmal mehr eine in meiner Tasche. Jetzt ist Zeit, das zu ändern und wieder ein bisschen weniger verantwortungslos zu handeln.

    Titelbild: Pexels

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