Kochend Solidarität stärken
Im Gespräch mit Redakteurin Rosa Burkardt erklären Ganna und Denys von der Radikal Kunst Force (RKF), wie ihre ukrainische Küfa abläuft und was ihnen dabei wichtig ist.
Küchen für alle (Küfas) sind eine kulinarische Praxis, die der Anonymität von Großstädten entgegenwirkt und Menschen zusammenbringt. In Reaktion auf die Industrialisierung entstanden im 19. Jahrhundert die ersten Volksküchen. Dort konnten Arbeitende für wenig Geld eine warme Mahlzeit erwerben. Die erste Volksküche Deutschlands eröffnete 1849 am Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig. Die Volksküche gilt als Vorläufer für die sich in den 80er-Jahren etablierenden Volxküchen. Mit der veränderten Schreibweise wollte man sich von inem nationalistisch geprägten Volks-Begriff abgrenzen. Das gemeinsame Essen wurde vor allem in linkspolitischen Kreisen genutzt, um politische Ziele umzusetzen.
Wen braucht es für eine Küfa?
Noch bevor die erste Küfa im Frühjahr stattfand, bildeten Ganna und Denys zusammen mit anderen Leipziger Ukrainer*innen das Kollektiv Radical Kunst Force. Dabei haben sie ein konkretes Ziel: Spendensammeln für anti-faschistische, anarchistische und LGBTIQ+ Soldat*innen an der ukrainischen Front. Einmal die Woche trifft sich das Kollektiv zum Plenum, unter anderem um die Gerichte für die nächste Küfa zu besprechen. Einladungen zur Küfa werden über Telegram und Instagram geteilt. Jedes Mal mit dem Hinweis, dass Freiwillige beim Kochen mitmachen können. „Jeder der uns helfen möchte, ist sehr willkommen. Wir brauchen diese Unterstützung.“, sagt Ganna. Viele der Freiwilligen sind zu einer Unterstützungsgruppe für das Team geworden und kommen regelmäßig zu den Küfas.
Wie läuft die Küfa ab? *Was wird zubereitet?
Jeden zweiten Freitag ab 19 Uhr lädt das Kollektiv in die Eisenbahnstraße 125 zum gemeinsamen Essen auf Spendenbasis ein. Zubereitet werden traditionelle ukrainische Gerichte wie Borschtsch und Wareniki. Wie bei vielen Küfas wird auch hier vegan gekocht. Mit Fleisch zubereitete Originalrezepte werden dementsprechend abgewandelt. Ukrainische Küche sei multikulturell und man wolle das ganze Spektrum abbilden, erzählt Ganna.
Wer kommt zum Essen?
Bei der Küfa begegnen sich junge wie alte Menschen aus ganz verschiedenen Kreisen und Stadtteilen Leipzigs. Denys beschreibt es außerdem als einen der Orte, der die gesamte ukrainische Diaspora verbindet. „Es ist wirklich etwas Besonderes für Ukrainer*innen in Leipzig. Es ist ein besonderes Zusammenkommen auch für andere Menschen, um ein Teil unserer Treffen zu sein und Erfahrungen zu teilen und auszutauschen.“, sagt Denys. Für Ganna sind es vor allem die Freund*innenschaften, die das Projekt ausmachen.
Warum Küfa?
Über die Küfa Spenden zu sammeln, hat sich bewehrt. Dabei ist dem Kollektiv Transparenz besonders wichtig. Mit Screenshots teilen sie ihrer Community mit, welche Beträge an welche Organisation gespendet werden. Die Küfa biete ein demokratisches Format, welches auf Vertrauen und Unterstützung baut, sagt Ganna. Außerdem sei sie eine Möglichkeit, sich und die eigene Kultur zu erklären. „Interessierte können auf uns zukommen und Fragen stellen, die wir gern beantworten“, ergänzt Denys.
In ganz Leipzig werden regelmäßig Küfas verantsaltet. Informationen und Einladungen findet man unter anderem über den Telegram-Kanal „KüfAs in Leipzig“. Hier ist eine Auswahl von Küfas in Leipzig abgebildet. Wer Lust hat, mitzumachen, kann sich direkt an die Veranstaltenden wenden.
Weitere Küfas *in Leipzig
Kopfsalat Gästeservice
Zeit: Dienstag | 20.00 Uhr
Ort: Stannebeinplatz
Japanisches Haus
Zeit: Dienstag & Donnerstag | 19.00 Uhr
Ort: Eisenbahnstr. 150
Autodidaktische Initiative
Zeit: Freitag | 19.00 Uhr
Ort: Georg-Schwarz-Str. 19
B12
Zeit: Dienstag | 19.00 Uhr
Ort: Braustr. 20
Lixer
Zeit: jeden zweiten Sonntag (ungerade KW) | 19.00 Uhr
Ort: Pörstenerstr. 9
Foto: Eine Küfa der RKF (Ganna/RKF)
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